Frank Dreeke
Frank Dreeke: Architekt der Seehafenlogistik
Frank Dreeke hat mit strategischem Weitblick und konsequenter Orientierung an Effizienz und Nachhaltigkeit richtungsweisende Veränderungen in der Seehafenlogistik angestoßen und Strukturen geschaffen, die nachhaltige Wirkung entfaltet haben. Er gilt als Impulsgeber und Architekt einer modernen Seehafenlogistik.
Branche | Hafenlogistik, Logistikdienstleistung, Verbände |
Land | Deutschland |
Aktuelle Position | Vorsitzender des Präsidiums im Deutschen Verkehrsforum (DVF) e.V. |
Aufnahme in die Logistics Hall of Fame | 2025 |
-
Vita
Geboren am 1. September 1959 in Bremen
1979 Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei Gebrüder Specht
1984 Managementtraining bei Lykes Lines, New Orleans
1985 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der DAV in Bremen
1987 Leitende Positionen bei Paul Günther und Network Containerfrachtagentur
1996 General Manager Central Europe bei der Containerreederei Sea-Land
1999 Deutschland-Chef der Maersk Line
2004 Geschäftsführender Gesellschafter der EKB Container Logistik, Bremen
2013 Vorstandsvorsitzender der BLG LOGISTICS Group
2025 Vorsitzender des Präsidiums Deutsches Verkehrsforum (DVF) e.V.
2025 Aufnahme in die Logistics Hall of Fame
Mandate und Ehrenämter
- Präsident des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe e.V.
- Präsidium und Vorsitzender des Deutschen Verkehrsforums e.V.
- stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Logistik
- Vizepräsident der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven
- Mitglied der Finanzholding der Sparkasse in Bremen
- Mitglied des Kuratoriums Stiftung Bremer Herzen
- Mitglied im UCS Unternehmer-Colloquium Spedition
- Honorarkonsul der Republik Finnland für das Land Bremen und Teile Niedersachsens
- Mitglied des Beirats Duisport
-
Verdienste
- Frannk Dreeke verkörpert er einen ganzheitlichen Gestalter. Sein Beitrag für die Weiterentwicklung der Logistik liegt in zahlreichen, manchmal leisen, aber entscheidenden Weichenstellungen. Er hat Häfen geöffnet, Kooperationen möglich gemacht, Monopole aufgebrochen, Risiken neu verteilt, Nachhaltigkeit vorangetrieben – und er hat nie gezögert, Missstände beim Namen zu nennen.
- Die Leidenschaft für Logistik wurde ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater, Herbert Dreeke, arbeitete 47 Jahre bei BLG LOGISTICS und nahm den damals Sechsjährigen mit zu einem Jahrhundertereignis. Als Sechsjähriger erlebte Frank Dreeke am 5. Mai 1966 im Bremer Überseehafen die Abfertigung des ersten Vollcontainerschiffs MS „Fairland“ – ein Schlüsselmoment, der seine spätere Karriere vorzeichnen sollte.
- Seine berufliche Laufbahn begann bei der Network Containerfrachtagentur, der damaligen Sea-Land Deutschland-Agentur und Teil der Paul Günther-Gruppe. Die nächste Station war die Reederei Sea-Land, wo er als General Manager Central Europe Verantwortung übernahm. Weitere Stationen führten ihn zur damals größten Containerreederei Maersk Line und zur Bremer EKB Container Logistik, bevor er schließlich 2013 in den Vorstand der BLG berufen wurde, dessen Vorsitz er bis 2024 innehatte.
- Frank Dreeke hat die deutsche Hafen- und Logistiklandschaft weit über seine unternehmerischen Rollen hinaus geprägt. Als Geschäftsführer Zentraleuropa leitete er Ende der 1990er-Jahre eine stille Revolution ein, die die Zusammenarbeit zwischen Reedern und Terminalbetreibern, aber auch Überseespeditionen nachhaltig verändern sollte. Bis dahin war das Verhältnis angespannt, nicht selten von Misstrauen geprägt. US-Reeder hielten Spediteure auf Abstand, die Häfen hatten Kooperationen nicht nötig. Dreeke hingegen erkannte den Mehrwert gemeinsamer Interessen: Speditionen konnten den Reedern gebündeltes Volumen bieten und profitierten im Gegenzug von günstigeren Raten – während die Reedereien kein eigenes, engmaschiges Vertriebsnetz aufbauen mussten. Eine klassische Win-Win-Situation. Auf seine Initiative gründeten 1998 die BLG (50 Prozent) sowie die Reedereien Maersk Line und Sea-Land (jeweils 25 Prozent) die NTB North Sea Terminal Bremerhaven GmbH. Am 1. April 1999 wurde mit der „Sealand Integrity“ das erste Schiff abgefertigt. Dieses Projekt war weit mehr als ein Terminal. Es gilt bis heute als Meilenstein und Blaupause nicht nur für spätere Joint Ventures, sondern auch für die generelle Öffnung der deutschen Häfen gegenüber Reedern.
- 2013 wechselte Frank Dreeke in den BLG-Vorstand und bewies auch dort wieder Gespür für Wendepunkte. Die Kontraktlogistik betrachtete er als größtes Wachstumsfeld und nutzte Mitte der 2010er-Jahre den boomenden Internethandel für technologische Investitionen. Während andere Logistiker hohe Risiken eingingen, selbst bauten und die volle Kapitalbindung trugen, entschied sich Dreeke für ein anderes Modell: Die BLG trat als Betreiber auf – die Immobilie und die Technologie überließ man den Kunden.
- Mit dem Ausbau der eigenen Bahngesellschaft BLG Autorail stellte er sich gegen das Monopol der Deutschen Bahn in der Autologistik. Er investierte in neue Waggonflotten, effizientere Strukturen – und etablierte erstmals echte Konkurrenz auf der Schiene. Für die Automobilindustrie bedeutete das mehr Flexibilität und für die Umwelt: Ein Autozug verursacht pro transportiertem Fahrzeug und Kilometer rund 80 Prozent weniger Emissionen als ein Straßentransporter. Argument genug, den Schienentransport im Hinterland konsequent auszubauen.
- Dreeke hat das Thema Nachhaltigkeit in der Logistik früh und ganzheitlich auf die Agenda gesetzt – von der Immobilie über den Betrieb bis zum Transport. Für ihn war das nie nur eine Frage der öffentlichen Debatte, sondern immer auch eine Frage der Effizienz. Deshalb ging es bei ihm nie nur um Symbolpolitik, sondern um greifbare Maßnahmen: Wegeoptimierung auf den Terminals, eigene Windkraftanlagen, hybride Containerstapler oder E-Trucks. Unter seiner Leitung entstanden Leuchtturmprojekte wie das C3 Bremen – mit 80.000 Quadratmetern Solarfläche das größte Solardach Deutschlands. Auch in Bereichen wie Umschlagtechnologien, Lagerautomatisierung und intermodalen Verkehren setzte er konsequent auf zukunftsfähige Lösungen.
- Frank Dreeke ist bekannt für seine klare Haltung – sowohl als Unternehmer als auch als Interessenvertreter im Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und im Deutschen Verkehrsforum (DVF). Er verdeutlichte die Systemrelevanz der Häfen, machte auf strukturelle Defizite aufmerksam und trug so zu politischen Weichenstellungen bei.
Fotos: LHOF